Was wir tun

Nicht lang reden: Nach einem traumatischen Ereignis stehen wir Kindern und Jugendliche mit Schneller Hilfe bei. Damit sie sich selbst wieder richtig spüren, nutzen wir vor allem nonverbale Methoden und gehen ins Erleben eigener Fähigkeiten. Auch mit Tieren als Partner.

Notfallpädagogik

Schnelle Hilfe, ohne lange Wartezeit

In unserer Ambulanz leisten wir „notfallpädagogische Erstversorgung“ für Kinder und Jugendliche nach einem traumatischen Ereignis – egal, welcher Art. Unser Anspruch ist es, „Schnelle Hilfe“ wirklich schnell anzubieten. Wer uns anruft oder eine E-Mail schickt, bekommt in der Regel gleich am nächsten Tag einen Termin in unseren Räumen im shaere in München-Neuperlach. Hier findet Ihr einen sicheren Ort. Eltern und Pädagogen können auf Wunsch an Gesprächen teilnehmen.

Was ist ein Trauma?

Das Wort „Trauma“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Wunde“ oder „Verletzung“. Bei einer körperlichen Wunde brauchen wir vielleicht einen Verband und ein Pflaster und sie heilt. Wie sieht es aber mit einer seelischen Verletzung aus, einem seelischen Trauma?

Damit sind Ereignisse gemeint, die ein Mensch nicht aus sich heraus verarbeiten kann. Sie verursachen zu viel Stress und überfordern damit – Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Gefühle wie Wut, Angst, Traurigkeit oder Hilflosigkeit bleiben. Der Mensch steht nicht mehr in Verbindung mit seiner eigenen Kraft, ohne zu begreifen, warum. Manchmal merken Eltern, Freunde oder Lehrer zuerst, dass jemand sich anders verhält als zuvor, können es sich aber auch nicht erklären.

Damit das Erlebte nicht in eine Traumafolgestörung übergeht, ist es wichtig, möglichst frühzeitig mit notfallpädagogischen Einzel- und Gruppeninterventionen zu beginnen. Dazu gehört auch die Methode „Somatic Experiencing“, die wir ebenfalls einsetzen. Deren Begründer Dr. Peter Levine sagt: „Ein Trauma ist eine Tatsache des Lebens, es muss kein lebenslanges Verhängnis sein.“ Das ist auch unsere Erfahrung.

Bastelarbeit mit Kindern - Engel

So arbeiten wir

Der Schlüssel einer erfolgreichen Arbeit liegt für uns in der Begegnung von Mensch zu Mensch.

Wir gehen davon aus, dass ein Mensch sich immerzu verändert und im Werden begriffen ist. Dieser natürliche Prozess kann durch eine traumatische Reaktion auf ein Erlebnis ins Stocken geraten. Der Körper hält die Erinnerung daran fest, insbesondere in der Muskulatur und im Nervensystem.

Zur Notfallpädagogik vereinen sich pädagogische Herangehensweisen, die Methoden des Somatic Experiencing und des Embodiment. Damit gelingt es uns behutsam, über Bewegung und neues Erleben, Erstarrtes wieder in Fluss zu bringen. Selbstheilungskräfte, die in jedem Menschen angelegt sind, werden aktiviert. Denken, Sprechen, Fühlen und Handeln kommen wieder in Einklang und ermöglichen eine neue innere Balance. So kann auch Traumatisches in die eigene Lebensgeschichte integriert und zu einer Quelle der Stärke werden.

Im Vordergrund stehen Beziehungsarbeit, Aufbau von Sicherheit und Vertrauen, Rhythmus, Bewegung und künstlerisches Handeln wie Malerei oder Schauspiel. So kann seelisch etwas zum Ausdruck gebracht werden, wofür oft die Worte fehlen. Dazu nutzen wir auch tiergestützte Interventionen mit Lama, Kamel und Pferd.

Bei all dem ist es uns wichtig, nicht nur die Resilienz zu fördern, die seelische Widerstandskraft, sondern auch die Sensibilität und Empathie jedes Einzelnen. Befinden sich diese beiden Faktoren im Gleichgewicht, kann ein Mensch weiter wachsen und heilen. Er erlebt (wieder) Selbstwirksamkeit, Empowerment und kann für sich selbst Verantwortung übernehmen.

Beginnen wir damit innerhalb der ersten neun Monate nach einer traumatischen Erfahrung, können wir in der Regel verhindern, dass sich eine Traumafolgestörung ausbildet.

  • Wir bieten keine Psychotherapie an, arbeiten aber auch parallel dazu.

  • Wir setzen keine Medikamente ein.
  • Bei uns geht es weniger ums Sprechen über das Geschehene, sondern darum, sich wieder als „ganz“ zu erleben, verbunden mit sich und der Welt.

Trotzdem sprechen wir natürlich miteinander. Zu unserem Team gehört eine Kollegin, die neben Deutsch auch Ukrainisch und Russisch spricht. Für andere Sprachen arbeiten wir, wenn erforderlich, mit Muttersprachlern zusammen.

Selbstheilungskräfte aktivieren – im Erlebten einen Sinn finden

Pädagogik, das ist für uns mehr als Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen. Weit mehr, als Wissen zu vermitteln: Mit ihren verschiedenen Methoden vermag sie den Menschen – wieder – mit seinem Wesenskern zu verbinden, mit seinen eigenen Ressourcen. So kann Pädagogik dem Einzelnen zu innerer Freiheit verhelfen.

Traumapädagogik

Ein Trauma verunsichert zutiefst. Ehe sich ein Mensch in seinem Inneren wieder sicher fühlen kann, braucht er daher einen sicheren Rahmen, einen sicheren Ort sowie verlässliche Beziehungen zu anderen Menschen. Beides stabilisiert und eröffnet den Weg, das Erlebte zu verarbeiten und sich auf eigene Ressourcen zu besinnen.

Heilpädagogik

Aspekte der Heilpädagogik fließen ein, wenn Verhaltensstörungen aufgrund eines erlittenen Traumas vorliegen. Dabei geht es besonders darum, vorhandene Ressourcen und die Selbstliebe zu fördern.

Erlebnispädagogik

Hierbei steht das eigene Erleben im Vordergrund, zumal durch die Interaktion in der Gruppe. Durch das Miteinander im geschützten Rahmen können Nähe, Offenheit und Vertrauen, aber auch gesunde Abgrenzung neu eingeübt werden.

Wildnispädagogik

Wir gehen raus in die Natur und erleben sie mit allen Sinnen. Wir entdecken Zusammenhänge in der Natur und unser Verhältnis zur Natur. So kommen Kinder und Jugendliche wieder mehr in Kontakt mit sich selbst. Beim Wald-mit-mach-Theater können sie in verschiedene Rollen schlüpfen und ihren Empfindungen auch nonverbal Ausdruck verleihen.

Somatic Experiencing

Dieser körperorientierte Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress wurde von dem amerikanischen Psychologen und Traumatherapeuten Dr. Peter Levine entwickelt. Durch das Bewusstmachen von unangenehmen Körperempfindungen und sanfte Mikro-Bewegungen verändert sich das Körpergefühl allmählich und erlaubt, sich wieder präsent und sicher im eigenen Körper zu fühlen.

Embodiment

Hier geht es buchstäblich um „Körper-Sprache“: Diese Methode geht davon aus, dass die Körperhaltung und Stimmungslage einander bedingen. Ein Trauma hinterlässt Spuren im Körper, die mit Gedanken der Hilflosigkeit, der Wut oder Traurigkeit einhergehen. Wird eine damit einhergehende muskuläre Verspannung oder Gelenkstellung achtsam gelöst, verändern sich auch Gedanken und Gefühle ins Positive.

Vermittlung zu Institutionen und Einrichtungen

Vermittlung

zu weiteren Hilfesystemen

Es gibt Situationen, in denen wir weitere Hilfesysteme hinzuziehen. Wir kooperieren mit Ämtern oder helfen beim Austausch mit ihnen. Wenn erforderlich, können wir den Kontakt zu Ärzten oder Therapeuten herstellen sowie zu Kanzleien, die etwa auf Familienrecht spezialisiert sind.

Psychoedukation für Eltern und Pädagogen in München

Psychoedukation

für Pädagogen und Eltern

Trauma-Symptome verstehen als normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis: Teilnehmende lernen Aspekte der Psychotraumatologie kennen, von Kategorien bis zum Verlauf. Sie bekommen notfallpädagogische Tools an die Hand für einen angemessenen Umgang mit traumabedingten Reaktionsweisen.

Kontakt:

Stephan Weber | E-Mail: weber@nfp-muc.org | Tel: 0151 59009037

Gesund im Beruf

für Lehrkräfte

Lehrer an Schulen sind heute stark gefordert, zunehmend auch überfordert. Statt Inhalte zu vermitteln müssen sie einen Großteil der Zeit auf Krisenintervention aufwenden. Wie sie dieser Situation besser gewachsen sind und ihre Resilienz stärken, vermitteln wir in einem aufbauenden Workshop.

 

Fortbildungen für Notfallpädagogik und Traumapädagogik in München

Fortbildungen

für Institutionen

Flucht und Trauma werden in immer mehr Berufsbildern ein wichtiges Thema. In einem dreistündigen Training geben wir eine Einführung in die neurologischen und psychogenen Auswirkungen eines Traumas und erläutern einfache, aber effiziente Methoden der Selbstorganisation bei starken emotionalen Erlebnissen.

„Nach neun Monaten kann ich zum ersten Mal endlich wieder durchschlafen – dank der Arbeit mit Euch, es war wie magisch.“

Mariem, Schülerin

Fragen und Antworten

Das ist eine Methode, die in einer Krisensituation schnell und wirksam seelische Hilfe leistet. So kann eine traumatische Erfahrung vor allem in der Frühphase gut integriert werden.

Du hast etwas erlebt, was sehr stressig war und was Du nicht verarbeiten kannst. Seither ist alles irgendwie anders. Du kannst Dir das wie eine seelische Wunde vorstellen.

Das Verhalten des Kindes hat sich ohne erkennbare Ursache deutlich nachteilig verändert. Eine Liste möglicher Symptome findest Du hier.

Du erlebst es zunächst vielleicht so. Aber das muss nicht so bleiben. Wir helfen Dir, das Erlebte in Deine Lebensgeschichte zu integrieren.

In der Regel nicht. Von uns wirst Du zudem keine Medikamente bekommen, da dies nur ein Arzt entscheiden kann.

Diese körperorientierte Methode löst mit kleinen, kontrollierten Bewegungen Blockaden, die ein Trauma etwa in den Muskeln oder im Nervensystem hinterlassen hat. So kann das Erlebte Stück um Stück verarbeitet werden.

Das ist nicht ungewöhnlich. Wir lernen uns auch erst einmal gegenseitig kennen und schaffen eine gemeinsame Basis. Wenn dann das Vertrauen da ist, spüren wir Tempo und Umfang unserer Arbeit gemeinsam mit Dir ab.

Das macht nichts. Es geht in erster Linie um das eigene Erleben. Das Verstehen kommt nach und nach von selbst.

Ja, selbstverständlich. Bei uns geht es ums Tun, ums Erleben, das kannst Du einfach nachahmen. Bei Bedarf kommen Dolmetscher hinzu.